DeNKMAl ScheuNe WiRd zuM WohNhAus
Sanierung und Umbau einer denkmalgeschützten Scheune zum Wohnhaus für eine junge Familie mit zwei Kindern in Wasserzell bei Eichstätt. | Dipl.-Ing. Architekt Marius Stadler | Fertigstellung 2017
Das von der Familie Pfättisch liebevoll instandgesetzte ehemalige Kleinbauernhaus aus dem Jahre 1437 in der Altmühlstraße 17 gehört zu den schönsten und bestgepflegten Jurahäusern des Landkreises Eichstätt. Zusammen mit der ehemalig dazugehörigen Scheune bilden die Jurahäuser ein ortsbildprägendes Ensemble direkt am Flußufer der Altmühl mit Blick auf die Auenlandschaft.
Die junge Familie Unger beauftragte mich damit, im Rahmen eines Vorprojektes die Nutzung der denkmalgeschützten Scheune als Wohnhaus zu prüfen.
Die Herausforderungen: Einsturzgefahr, Hochwasser, Einzeldenkmal, Budget vergleichbar mit einem Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet.
Der vordere Fachwerkteil von ca. 10 x 10 m wurde auf das Jahr 1694 datiert und im Jahre 1859 querschnittsgleich um ca. 6 m mit Kalkbruchstein erweitert.
Trotz des Umbaues des Stadels zum reinen Wohnhaus sollte die Atmosphäre, Materialität und Grundstruktur des Jurastadels möglichst gut erhalten bleiben. (vgl. Haltung) Der Hauptzugang erfolgt vom gemeinsamen Vorplatz über ein großzügiges Holz-Glas-Element an Stelle des ehemaligen Stadeltores. Die zusätzlich durch ein Oberlichtband taghell belichtete, raumhohe, durchgesteckte Eingangsdiele offenbart das komplette historische Haupttragwerk und respektiert in Ihrer Zweigeschoßigkeit die Grundstruktur des Stadels. Von ihr aus werden alle Räume erschlossen: die Zimmer in den Seitenschiffen, der Massivbau im Erdgeschoß, sowie das Dachgeschoß über eine Treppe mit Empore.
Um die Zugänglichkeit des Dachgeschoßes durch den ehemaligen Ostgiebel des Fachwerkteils zu ermöglichen, wurde ein Stahlrahmen ins historische Tragwerk integriert, der die Zugkräfte des Giebel aufnimmt und gleichzeitig als filigrane Türzarge fungiert.
Die wandartigen Längsträger dienen zur statischen Unterstützung der durch das neue steinerne Legschieferdach hoch beanspruchten Mittelpfetten und bilden den Raumabschluß der Zimmer. Der historische Versatz der Dielenwände zu den Mittelpfetten wird für die zweiseitige Belichtung der Zimmer genutzt. Hochebenen in den am Hochpunkt ca. 4,80m hohen Querschiffen bringen einen menschlichen Maßstab in diese Zimmer.
Die im Bestand nicht vorhandenen neuen geölten Eichenfenster ersetzen Gefache des historischen Fachwerks und betonen durch Ihre lebendige Anordnung die starke Unregelmäßigkeit des Tragwerks.
Mit dem Denkmalamt damals nicht abgestimmte, z.T. unsensible Einbauten im Ergeschoß und der Fassade des Massivbaus wurden entfernt und so ein ein dreiseitig belichteter Allraum geschaffen, der durch die Kopplung der Funktionsbereiche Kochen, Essen und Wohnen und einen Speicherofen im Herzen des Hauses den gemütliches Hauptaufenthalt der Familie darstellt.
Neben der sehr aufwendigen Instandsetzung stellten der Hochwasser- und Wärmeschutz eine große Herausforderung da.
Die Bodenplatte und der Sockel wurden bis Jahrhundert-Hochwasserniveau druckwasserdicht hergestellt. Um den ortsbildprägenden Charakter des außen sichtigen Fachwerk und Bruchsteins zu bewahren, wurden die stark heterogenen Bestandswerke innen mit Dämmputz aus Schaumglasgranulat gedämmt. Die Wandheizung aus Kupferrohren unter reinem Kalkputz schafft eine warm abstrahlende, trockene Außenhülle. Auf die Verwendung von natürlichen, gesunden und bauphysikalisch optimalen Bauoffen wurde großes Augenmerk gelegt.
Noch in der Bauphase zog die Schwester der Bauherrin mit Familie in das ehemalige Elternhaus (Datierung 1437). Durch die Sanierung des Stadels wohnen nun beide Schwestern mit Ihren Familien nebeneinander in den beiden Einzeldenkmälern - lebendige Geschichte.
Ich möchte allen Beteiligten herzlichst Danke sagen. Ohne die hervorragenden Handwerker hätten wir den Stadel niemals retten können.
Vor allen aber meinen Bauherrn, die mir als jungem Architekten ihr Vertrauen für diese komplexe Aufgabe geschenkt haben. DANKE
Individualräume im Rhythmus des Primärtragwerks. Allraum für zeitgemäßes Wohnen mit Kopplung von Kochen, Essen und Wohnen. Warmer Ofen im Zentrum schafft Gemütlichkeit.
Neue Empore für Erschließung des Arbeitszimmers im OG und Stauraum für Technik.
Foto links:
Arbeitsmodell für Kommunikation mit den Bauherrn und dem Landesamt für Denkmalpflege
Erhaltung der zweigschossigen Tenne. Erschließung des OG über eine neue Empore. Oberlichtband zur Nordseite hin für viel natürliches Licht und Luft in der zentralen Verteilerdiele
Zimmer in der Primärstruktur. Fenster im Rhythmus des unregelmäßigen Fachwerks. Wandartiger Längsträger zur statischen Ertüchtigung. Innenliegendes Oberlicht für zweiseitige Zimmerbelichtung
Integration von Industrieprodukten in die traditionelle Handwerkskunst des Legschieferdaches. (vgl. Bauökologie)
Obergeschoß im Massivteil mit einem neuen Fenster in Giebelmitte für das Anleitern der Feuerwehr und zwei Oberlichtern.
oben
links
Stark beschädigte Nord-West-Ecke
Wandheizung als behagliches Flächenheizsystem und zur Nachtrocknung des durch Schlagregen und Tauwasser beanspruchten außen sichtigen Fachwerks.
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Sanierung und Umbau einer denkmalgeschützten Scheune zum Wohnhaus für eine junge Familie mit zwei Kindern in Wasserzell | Dipl.-Ing. Architekt Marius Stadler, Fertigstellung 2017
Das von der Familie Pfättisch liebevoll instandgesetzte ehemalige Kleinbauernhaus aus dem Jahre 1437 in der Altmühlstraße 17 gehört zu den schönsten und bestgepflegten Jurahäusern des Landkreises Eichstätt. Zusammen mit der ehemalig dazugehörigen Scheune bilden die Jurahäuser ein ortsbildprägendes Ensemble direkt am Flußufer der Altmühl mit Blick auf die Auenlandschaft. Die junge Familie Unger beauftragte mich damit, im Rahmen eines Vorprojektes die Nutzung der denkmalgeschützten Scheune als Wohnhaus zu prüfen. Die Herausforderungen: Einsturzgefahr, Hochwasser, Einzeldenkmal, Budget vergleichbar mit einem Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet.
Der vordere Fachwerkteil von ca. 10 x 10m wurde auf das Jahr 1694 datiert und im Jahre 1859 querschnittsgleich um ca. 6 m mit Kalkbruchstein erweitert. Trotz des Umbaus des Stadels zum reinen Wohnhaus sollte die Atmosphäre, Materialität und Grundstruktur des Jurastadels möglichst gut erhalten bleiben. Der Hauptzugang erfolgt vom gemeinsamen Vorplatz über ein großzügiges Holz-Glas-Element an Stelle des ehemaligen Stadeltores. Die zusätzlich durch ein Oberlichtband taghell belichtete, raumhohe, durchgesteckte Eingangsdiele offenbart das komplette historische Haupttragwerk und respektiert in Ihrer Zweigeschoßigkeit die Grundstruktur des Stadels. Von ihr aus werden alle Räume erschlossen: die Zimmer in den Seitenschiffen, der Massivbau im Erdgeschoß, sowie das Dachgeschoß über eine Treppe mit Empore. Um die Zugänglichkeit des Dachgeschoßes durch den ehemaligen Ostgiebel des Fachwerkteils zu ermöglichen, wurde ein Stahlrahmen ins historische Tragwerk integriert, der die Zugkräfte des Giebel aufnimmt und gleichzeitig als filigrane Türzarge fungiert.
Erhaltung der zweigschossigen Tenne. Erschließung des OG über eine neue Empore. Oberlichtband zur Nordseite hin für viel natürliches Licht und Luft in der zentralen Verteilerdiele
Zimmer in der Primärstruktur. Fenster im Rhythmus des unregelmäßigen Fachwerks. Wandartiger Längsträger zur statischen Ertüchtigung. Innenliegendes Oberlicht für zweiseitige Zimmerbelichtung
Die wandartigen Längsträger dienen zur statischen Unterstützung der durch das neue steinerne Legschieferdach hoch beanspruchten Mittelpfetten und bilden den Raumabschluß der Zimmer. Der historische Versatz der Dielenwände zu den Mittelpfetten wird für die zweiseitige Belichtung der Zimmer genutzt. Hochebenen in den am Hochpunkt ca. 4,80 m hohen Querschiffen bringen einen menschlichen Maßstab in diese Zimmer. Die im Bestand nicht vorhandenen neuen geölten Eichenfenster ersetzen Gefache des historischen Fachwerks und betonen durch Ihre lebendige Anordnung die starke Unregelmäßigkeit des Tragwerks.
Ich möchte allen Beteiligten herzlichst Danke sagen. Ohne die hervorragenden Handwerker hätten wir den Stadel niemals retten können. Vor allen aber meinen Bauherrn, die mir als jungem Architekten ihr Vertrauen für diese komplexe Aufgabe geschenkt haben. Danke!
Individualräume im Rhythmus des Primärtragwerks. Allraum für zeitgemäßes Wohnen mit Kopplung von Kochen, Essen und Wohnen. Warmer Ofen im Zentrum schafft Gemütlichkeit.
2-geschossiger Massivbau aus mit historischem Kalkspatzenmörtel neu verfugten Bruchsteinen
Obergeschoß im Massivteil mit einem neuen Fenster in Giebelmitte für das Anleitern der Feuerwehr und zwei Oberlichtern.
Integration von Industrieprodukten in die traditionelle Handwerkskunst des Legschieferdaches. (vgl. Bauökologie)
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Römerstraße 8 • DG
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